Freitag, 22. Mai 2015
Das WOMO ist eingeräumt und pünktlich
15:30 Uhr starten wir ins Pfingstwochenende.
Das wollen wir in Thüringen und Hessen
verbringen.
Als heutiges Ziel haben wir uns Gotha
vorgenommen, das wir auch nach zweieinhalb Stunden ohne Probleme und
trotzt dem starken Pfingstverkehr erreichen. Wir stehen auf dem
innerstädtischen Stellplatz am Marstall. Die dortigen drei für WOMO
gekennzeichneten Plätze sind zwar belegt aber auf dem hinteren Teil
des Parkplatzes ist noch genug Platz. Wir sind sogar am Sonnabend das
einzige Fahrzeug, das dort steht.
Wir unternehmen noch einen
Abendspaziergang durch den südlichen Herzoglichen Park und haben
danach eine sehr ruhige Nacht.
Das Herzogliche Museum |
Sonnabend, 23. Mai 2015
Bei schönsten Ausflugwetter begeben
wir uns zur Haltestelle der „Thüringer Waldbahn“, der Linie 4
der Straßenbahn. Sie verkehrt seit 1929 als Überlandbahn bis nach
Tabarz. Da längst kein Waggonbau in Gotha mehr existiert ist die
Straßenbahn auch kein Gothaer Fabrikat mehr, sondern die Wagen sind
von ČKD Tatra, einige auch aus Düsseldorf.
Rund eine Stunde dauert die schaukelnde
Fahrt dorthin, vorbei an Walthershausen, Friedrichsroda und der
Marienglashöhle. Und in Tabarz endet die Fahrt.
Wir wollen nun den Ort erkunden doch
nach nur wenigen Metern von der Endhaltestelle befindet sich ein
Schuhladen. Und da war von unserer Ortserkundung keine Rede mehr. Ich
wurde vor den Laden postiert und dann wurden meine Beine immer
kürzer. Nach einer gefühlten halben Stunde entdeckte ich Ulla
hinter einem Berg geöffneter Schuhkartons. Völlig uneins mit sich,
was für Schuhe denn nun ihr Füße treten sollen. Die Verkäuferin
hatte richtig Mitleid mit mir und bot mir einen Stuhl an. Da ich
nicht wusste, wie lange es noch dauern würde, nahm ich ihr Angebot
gerne an. Füße, Schuhe, Hallux valgus und Einlagen – diese vier
Dinge müssen eben zueinander passen. Und so verging die Zeit.
Dann standen nur noch zwei Schuhpaare
zur Auswahl. Ich schlug Kopf oder Zahl vor. Aber nichts da, ich wurde
von der Entscheidungsfreudigkeit meiner Frau in einem Schuhladen
überrascht. Die da! Die nehme ich! Kaum waren wir aus dem Laden,
„die Anderen waren aber auch schön, vielleicht hätte ich...“
Das interessierte mich nun nicht mehr,
nun hatte ich ein Ziel! Der Duft von Rostbratwurst zug verführerisch
durch die Straßen. In Tabarz war an diesem Wochenende Spindlerfest.
Man hörte und roch es schon von Weitem. Es war um die Mittagszeit
und da musste es natürlich eine Rostbratwurst, eine Thüringer,
sein. Noch ein Bier dazu, die Welt war wieder in Ordnung.
Nach diesem Genuss spazierten wir noch
durch den Ort und fanden den kleinen hübsch gestalteten Park mit den
geschnitzten Episoden aus Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“.
Schaurige, traurige, fast schon brutale Geschichten. Hans Guck in die
Luft, Friederich, der böse Wüterig, Suppenkasper, alle sind sie
hier dargestellt. Wie kommt nun aber der Struwwelpeter nach Tabarz?
Sein „Erfinder“ Dr. Heinrich Hoffmann verbrachte hier in Tabarz
1884 bis 1894 seine Sommerfrische.
Noch die gekauften Schuhe im Geschäft
abgeholt und mit der Thüringer Waldbahn ging es wieder nach Gotha.
Wir stiegen aber schon in der Nähe der Altstadt aus. Auch in der
Altstadt gibt es Schuhgeschäfte und so kam es, dass Ulla nun mit
zwei Schuhkartons, einen Links und einen Rechts, unseren Stadtbummel
fortsetzte. Der Ratskeller in Gotha ist ein italienisches Restaurant
und bei Kaffee und Kuchen und Bier beendeten wir unseren Ausflug.
Doch nicht ganz. Am Abend machten wir uns noch einmal zu den
Italiener in den Ratskeller auf. Hier ließen wir uns eine ganz
leckere Zwiebelsuppe und eine Lasagne zum Abendessen schmecken. Gutes
Preis-Leistungsverhältnis.
Auf dem Buttermarkt zu Gotha |
Die Wasserkunst |
Rathaus, links der italienische Ratskeller |
Sonntag, 24. Mai 2015
Auf unserer gestrigen Fahrt nach Tabarz
kamen wir ja auch an Walthershausen vorbei. Und hier lasen wir
Schloss Tenneberg. Da fahren wir heute vormittag hin, das liegt auf
unserem Weg, wir wollen heute nach Bad Salzungen. Doch zuerst zum
Schloss Tenneberg.
In Waltershausen müssen wir von der
vorgeschlagenen Route unseres Navis abweichen, mit 3,20 m Höhe sind
wir zu hoch für das nur 2,40 m hohe Stadttor. Hoch über
Walthershausen thront das Schloss. Hier finden wir einen top
restaurierten, 2013 fertiggestellten Festsaal.
Und das Museum
beherbergt eine Ausstellung über die Puppenherstellung in
Walthershausen. Zu DDR-Zeiten VEB „biggi“. Wir freuten uns, dass
wir diesen Abstecher auf unserer Route gemacht haben, es war alles
wirklich sehenswert.
Nach einer reichlich halben Stunde
Fahrzeit erreichten wir Bad Salzungen. Hier gibt es mehrere
Stellplätze. Der eine, der Neue, des ist der teure, aber auch mit
allem ausgestattet. Wir brauchen aber nichts, so stellen wir uns auf
den anderen Platz, am Puschkinpark. Und der ist kostenlos, es gibt
aber hier auch nichts. Doch das reicht uns. Eigenartigerweise sind
wir auf dem Platz die Einzigen während der andere Platz sehr voll
ist. Übrigens sind beide Plätze gleichweit vom Keltenbad entfernt.
Am frühen Nachmittag schauen wir uns
nun Bad Salzungen an. Vor zig Jahren waren wir schon einmal hier und
es hat sich hier doch auch schon vieles getan. Vieles ist neu und
frisch restauriert. Wir drehen eine Runde um den Badsee und
genehmigen uns einen XL-Windbeutel. Die Zeit vergeht wie im Fluge.
Obwahl es auch in Bad Salzungen Schuhläden gibt, gibt es heute keine
Schuhe. Es ist Sonntag – Dank Ladenschlußgesetz kann ich heute
ungehindert durch die Straßen flanieren.
Montag, 25. Mai 2015
Heute geht’s nach Bad Hersfeld.
Bisher haben wir in Bad Hersfeld immer nur übernachtet, als
Zwischenstation auf einer längeren Fahrt westwärts. Die Fahrt
dorthin führt uns über Vacha. Hier verlief am Ortsrand die
innerdeutsche Grenze. Die alte Brücker über die Werra wurde Gott
sei dank nicht abgerissen, aber etliche Gehöfte und Fabrikstätten
fielen der Mauer zum Opfer. Ein Stück Mauer steht auch noch.
Der riesige Salzberg bei Phillipsburg |
Noch ein Stück Mauer |
Ansicht von Vacha von der Brücke aus |
Nun sind wir in Bad Hersfeld. Wir
stehen auf dem Stellplatz am Geistalbad. Hier gibt es Strom und
Ver-und Entsorgung. Am Jahnpark entlang gelangt man schnell ins
Zentrum, in die Altstadt. Viele Fachwerkhäuser säumen die engen
Straßen.
Konrad Zuse (links) und Konrad Duden (rechts) |
In der Ruine der Stiftskirche wird gerade für eine
Aufführung für die Hersfelder Festspiele geprobt. Kein Zutritt heute.
Im Kurpark von Bad Hersfeld |
Wir spazieren
durch den Kurpark, nehmen in einem Café Platz. Nach 10 Minuten ließ
sich immer noch keine Bedienung sehen und da beschlossen wir, dass
die Bedienung uns auch weiterhin nicht mehr sehen wird, wir sind
wieder gegangen. Ähnlich ging es uns in einem Café am Markt. Zwei
Bedienkräfte für geschätzte 50 vollbesetzte Tische – einfach
unzumutbar. Ob das die Auswirkungen des Mindestlohnes sind? Wird am
Personal gespart? Eigentlich merkt man doch an den gestiegenen
Preisen die Auswirkungen schon genug. Wir fanden aber noch ein
Restaurant und waren mit dem Angebot zufrieden.
Nach Überprüfung unseres Reisebudgets
fand das heutige Abendessen allerding im WOMO statt.
Übrigens nennt man hier in der Region die Hersfelder Mückenstürmer.
Warum?"Im Jahre 1674 täuschte ein Mückenschwarm am Kirchturm eine Rauchwolke vor. Die Hersfelder stürmten herbei um den vermeindlichen Brand zu löschen. Seitdem werden sie von den Nachbarn "Die Mückenstürmer" genannt."