Freitag
Kein BimmBamm weckte uns.
Es war eine sehr ruhige Nacht und die Temperaturen waren auch
erträglich geworden.
Als erstes wollen wir uns
heute das Schloss in Landshut ansehen. Wir kaufen die Eintrittskarten
für das Schloss, die Orangerie und das Kutschenmuseum. Jeweils mit
Audioguide. Und das war auch sinnvoll, so haben wir wenigstens etwas
verstanden, denn man konnte deutsch einstellen. Unter den Eigentümern
des Schlossen befanden sich auch die Familien Lubomirski und Potocki.
Unter der Familie Lubomirski wurde das Schloss in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts in eine großartige Residenz mit einem
Parkkomplex umgewandelt. Wir empfingen unseren Audioguide, mussten
über unsere Schuhe Filzpantoffeln überziehen und dann ging die
Besichtigung los. Wunderschöne Räume empfingen uns, größtenteils
noch mit originalem Inventar. Die Füßböden mit raffinierten
Parkettmustern, die Wände und Vorhänge mit Tapeten und seltene
Sammlungsstücke waren zu besichtigen. Originell die Badezimmer mit
abgehängter Decke, dadurch entstand obendrauf eine "begehbarer
Kleiderschrank". Das aber erst im 19. Jahrhundert eingebaut. Die
Erläuterungen des Audioguide waren sehr interessant und kurzweilig
gestaltet, so dass wir gar nicht merkten, dass wir fast zwei Stunden
im Schloss unterwegs waren.
Die Orangerie beherbergte
einen kleinen botanischen Garten mit vielen Pflanzen und allerlei
Getier, so dass wir uns lieber noch etwas länger im Park aufhielten.
Vor dem Schloss war noch ein Teil eines barocken Gartens vorhanden,
der weitläufige Rest war in Gestalt eines englischen Gartens.
Nun kamen wir zur
Kutschensammlung, die im ehemaligen Reitstall untergebracht ist. Hier
empfingen wir einen anderen Audioguide und bestaunten die
vielzähligen Kutschen aus mehreren Jahrhunderten. Damit und mit dem
ausgestellten Assesoirs der Reisenden bekamen wir einen guten
Eindruck, wie man früher auf Reisen war. Das Gepäck, bestehend aus
Kisten, Koffern, Kosmetikkoffern, Hutkoffern, eine zweite Kutsche für
das Gepäck und die Bediensteten, das alles war sehr anschaulich
dargestellt. Auf kleinen Monitoren konnte man die Kutschen in einer
3D-Animation von allen Seiten betrachten. Für uns natürlich in der
Weise interessant, da wir in unseren historischen Rollen ja auch
unzählige Reisen unternommen haben. 17 Tage hatte z.B. eine Reise
von Landshut nach Paris gedauert.
Im Museumsbistro haben wir
gleich noch etwas gegessen, Zurek, die 6.
Auf dem Parkplatz knöpfte
uns der Parkplatzwächter noch 15 Zl ab, als wir heute Vormittag
ankamen, war er nicht zu sehen. Wir fuhren aber nun gleich weiter,
Sandomierz mit seinem Schloss ist unser neues Ziel. Das liegt an der
Weichsel. Wir fuhren durch eine schöne Landschaft, begleitet aber
auch durch Blitze und starke Regenschauer. Und wieder Baustellen, die
nur im Schritttempo zu durchfahren waren. Einen größeren Umweg
mussten wir auch nehmen, weil eine Brücke unter der Bahn hindurch
nur eine Durchfahrtshöhe von 2,60 m hatte. Und dann haben wir
Sandomierz erreicht. Drei Runden haben wir hier gedreht, der
Campingplatz liegt direkt an der Hauptverkehrsstrasse und wir haben
aber auf der Halbinsel in der Weichsel einen Parkplatz zum
Übernachten gefunden. Ein Wohnmobil aus Frankreich steht auch hier.
Zu Abend esssen waren wir in der nahegelegenen Karcma, Gulasch und
Ulla? Ich frage sie eben, was sie gegessen hat: "Oh, das weiß
ich nicht mehr, irgend etwas, was gut geschmeckt hat", ist ihre
Antwort.
Jetzt, wo ich das hier
schreibe, geht auf dem Parkplatz ordentlich etwas los. Gar nicht weit
entfernt ist eine Bar (Disko) und rund um unsere beiden WOMOs
versammeln sich die Besucher. Mal sehen, was das für eine Nacht
wird. Wir hättens wissen müssen, es ist Freitag.
Sonnabend
Früh in der Nacht, so
gegen 2 und 3 Uhr kamen die Discobesucher wieder zurück und stiegen
in ihre Autos. Das ging aber ziemlich ruhig vonstatten uns so konnten
wir doch noch angenehm bis gegen 9 Uhr schlafen. Der Parkplatzwächter
meldete sich auch nicht. Rings um unser WOMO war kein Müll zusehen,
alles sauber. Wir haben bei uns in Deutschland da schon ganz andere
Dinge erlebt: Pizzakartons, leere Zigarettenschachteln und viele
zerbrochene Bierflaschen. Wie gesagt, hier nichts von alledem.
Wir wollen heute morgen
noch Sandomierz einen Besuch abstatten und sind ganz überrascht, was
für ein schönes kleines Städtchen das ist. Vor dem Rathaus gibt es
zu jeder Stunde eine mittelalterliche Wachablösung, die armen Kerle
sind bei den heute herrschenden Temperaturen in ihren Harnischen
nicht zu beneiden. Wir sehen unter den Arkaden zwei Damen in
frühbarocker Robe. Um 12 Uhr werden oben im Rittersaal einige Tänze
aus Renaissance und Barock gezeigt. Das müssen wir uns natürlich
ansehen. Es waren zwar nur fünf Tänze und auch nur aus der
Renaissance, die von einem Paar gezeigt wurden, dafür aber perfekt.
Die Schritttechnik beherrschten die Beiden. Wir gaben uns dann auch
als Mitglieder von "Barock in Dresden e.V.", also als
Insider, zu erkennen und überreichten eine Visitenkarte.
Aus dem kühlen Rittersaal
wieder auf die Straße: die Mittagshitze war fast unerträglich.
Unser Thermometer am WOMO zeigte auf 31 °C.
Unsere Weiterfahrt führte
uns erst entlang der Weichsel wieder stromaufwärts und dann über
Landstrassen, über die noch kein WOMO jemals gefahren ist, nach
Gawluszowice. Hier ist einer der größten sakralen Holzbauten in
Polen. Ein freundlicher junger Kirchendiener ließ uns sogar ins
Innere der Kirche und machte extra für uns die Beleuchtung an.
Nun fahren wir weiter
Richtung Krakow aber für Heute wollen wir nur bis Zalipie kommen.
Das ist ein "Buntes Dorf". Und wir finden es auch! Die
Geschichte: Bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts hat man in den
Dörfern Südpolens das Essen auf einer Feuerstelle zubereitet, deren
Rauch die Wände der Innenräume schwärzte. Die Frauen begannen,
diese dunklen Stellen mit Kalk aufzuhellen und später begannen sie,
anstelle der Kalkflecken Blumenmotive mit Naturfarben zu malen. So
entstand die Volksmalerei und die hier konkurrierenden Frauen
beginnen nun auch die Außenwände von Wirtschaftsgebäuden zu
bemalen. Heute gibt es dazu einen alljährlich veranstalteten
Wettbewerb um die schönste "Bemalte Bauernhütte". Wir
besuchen das Museum, das im Gehöft der bekanntesten Malerin Felicia
Curylo (1904-1974) eingerichtet ist. Hier finden wir nicht nur die
Wandmalereien, sondern auch Papierschmuck, Scherenschnitte (aus
Scherenschnitten auch Gardinen!), bemalte Keramiken und Stickereien.
Es ist schon gegen halb
sechs und die Hitze ist enorm. So beschließen wir, am hiesigen "Dom
Malerek", Haus der Maler, auf dem Parkplatz zu übernachten.
Riesige Gewitterwolken bauen sich auf, es rumpelt auch, aber alles
war nur Schall und Rauch. Erst nachdem die Sonne untergegangen ist,
gibt es etwas Abkühlung.
Sonntag
Vor neun Uhr brausten
etliche Autos an unserem WOMO vorbei. Wo wollten die denn hin? Als
wir dann gegen 10 Uhr von hier wegfuhren, haben wir es gesehen. Gar
nicht weit von uns war die Kirche und davor ein wahrer Pulk von
Autos. Zur Messe waren die gefahren. Wir haben das auch noch später
gesehen. Viele, viele Autos vor der Kirche und über Lautsprecher die
Übertragung der Messe nach Außen.
Unser erstes Ziel ist Nowy
Wisnicz. Hier ist ein Schloss, das den Lubomirskis gehört hat und
das wollen wir uns ansehen. Unsere Fahrtroute führt über „weiße
Straßen“ in unserem Autoatlas und so bummeln wir durch die
Landschaft. Immer wieder unsere Bewunderung und Erstaunen über die
vielen instandgesetzten oder neu errichteten Anwesen in den Dörfern.
Wenn wir wieder einmal hier sind, fertigen wir eine Fotoserie von den
verschiedensten Zäunen und Einfriedungen der Anwesen an.
Unser Navi zeigt uns
zuverlässig den Weg zum Schloss, allerdings ist das ein Weg, den nur
unser Navi kennt. Steil führt er zum Schloss, kurz vor dem Parkplatz
drehen die Räder durch. Schlamm – und unser WOMO sieht aus –
dank Navi. Alle anderen Besucher kamen von der bequemen Hauptstraße
auf den kleinen Parkplatz. Wir hatten eben 400 m abgekürzt.
Das Schloss war nur mit
einer Führung zu besichtigen, die ging aber gerade los. Mit einem
Beipackzettel in englisch versehen, schlossen wir uns der Führung in
polnischer Sprache an.
Trotzdem war es
beeindruckend, auch das viele Inventar, dass gewiss einer
Restaurierung bedarf, war sehenswert. Es gab auch einen Festsaal von
riesigem Ausmaß, hier müsste man mal einen Ball veranstalten.
An den Wänden hingen
viele Kopien von Gemälden bedeutendster Maler, wie Rubens und
Tizian.
Unter einer Putzschicht
wurden auch eine Zeichnungen mit der Darstellung von August dem
Starken freigelegt.
In der Gruft war auch der
Sarkopharg der Anna Lubimirska. Wir müssen mal sehen, ob sie etwas
mit August hatte.
Nun wollen wir uns einen
Campingplatz suchen, das ist hier ohne Internet gar nicht so leicht.
In unserem neu gekauften Autoatlas ist einer in Myslenice
verzeichnet. Das liegt an der Raba. Wir sehen aber dort keinen
Hinweis auf einen Campingplatz. Dazu muss man aber auch sagen, dass
die Orientierung und Suche nach einem Hinweis durch unzählige
Reklameplakate an den Straßenrändern erheblich erschwert wird. Was
nützt mir eine z. B. Der Hinweis auf eine Firma für Baufahrzeuge,
die 40 km entfernt ist, wenn ich hier etwas suche?
An einer Tankstelle
versuchte Ulla etwas zu erfahren. Die freundliche Angestellte
versuchte nun alles mögliche, ihr etwas zu erklären. Ergebnis: Wer
weiß, ob es den jetzt noch gibt und eine Skizze, wie wir zu fahren
hätten, um dort mal nachzuschauen. Auf unserem uralten Campingführer
von 1970 war er eingezeichnet und so gaben wir die Adresse ins Navi
ein. Dabei stellte ich fest, dass mein Touchpen fehlte. Den hatte
Ulla mitgenommen und die Skizze war auch noch mit diesem gemacht
worden. Nun ist er in der Tankstelle. „Ich geh nicht noch mal
dorthin...“ Und somit war ich ihn los.
Wir suchten dennoch den
Platz auf. Den Platz gab es nicht mehr, dafür war hier so etwas wie
ein Naherholungszentrum errichtet worden. Baden im Fluss, Rummel auf
der Straße, am Sonntag und 30 °C im Schatten. Wieder ein
Wendemanöver unsererseits und Flucht. Hätten wir dort aber einen
Parkplatz bekommen, das hätten wir uns gern einmal angesehen.
Nun fahren wir nach
Wieliczka. Wer den Anfang unseres Berichtes gelesen hat, weiß, hier
waren wir schon mal. Das ist südlich von Krakau und hier sind die
Salzminen zu besichtigen. Wir steuern den Ort aber an, weil wir
voriges Wochenende hier gut übernachten konnten, auch die
Toilettenentsorgung war kein Problem. Wir kurvten auf den Parkplatz:
Sperrscheibe und vor uns auf dem Platz eine große Bühne aufgebaut,
ringsum Buden. Es blieb uns jetzt nur noch die Möglichkeit, auf
einen benachbarten Platz auszuweichen. Auch hier können wir über
Nacht stehen, der zum Festplatz umfunktionierte Parkplatz ist nicht
weit davon, dazwischen ist aber noch ein Rummel mit zig
Fahrgeschäften aufgebaut.
Nach der ganzen Fahrerei
und dass wir nun nach einigen Schwierigkeiten endlich einen Platz für
heute gefunden haben, genehmigen wir uns erst mal ein Bier. Plötzlich
werden wir durchgeschüttelt, ein Auto hatte beim Rückwärts
ausparken unser WOMO frontal gerammt. Der Fahrer, so Mitte 30, war
vollkommen aufgelöst. Sorry, sorry, stammelte er. Ich versuchte ihn
zu beruhigen und wir besichtigten die Schäden an unseren Fahrzeugen.
Und entdeckten: Keine!
Die Stoßstangen haben zu
recht ihre Bezeichnung. Auch kein Kratzer war zu entdecken. Wir
notierten trotzdem seine Daten und dann war es für uns OK.
Darauf einen... Nein, wir
zogen uns an und gingen auch auf das Fest. Hier drehten wir eine
Runde und schauten einer Volkstanzgruppe zu. Und waren von ihren
Darbietungen begeistert, denn wir wissen inzwischen einzuschätzen,
wie viel Training und Fleiß und auch Kondition dahinter steckt.
An einem Stand, der um
Unterstützung von an Leukämie erkrankten Kinder um Unterstützung
warb eindeckte ich einen Touchpen und gegen eine kleine Spende hatte
ich wieder einen.
Nun gingen wir Essen. Wir
wollten wieder in das Restaurant gehen, in dem wir schon vor einer
Woche gut gesessen und gegessen haben. Auf dem Weg dorthin sahen wir
den Eingang zum Schlosshof. Hierin fand gerade ein Konzert mit Musik
von Strauß und Co. Statt. Ich wollte eben das Programm auf der Tafel
näher studieren, eine Windböe warf sie mir an den Kopf. Nichts
passiert, aber ich wurde sofort eingeladen, die Veranstaltung ohne
Billett weiter zu verfolgen.
Doch mein Hunger war
stärker. Im Garten des Restaurants fanden wir einen schönen Tisch,
konnten die vorbei pilgernden Leute betrachten und das Essen war auch
gut.
Wieder am WOMO angelangt
war der Rummel noch in vollem Gange. Wir können auch gut die Musik
von der großen Bühne hören. Eben eine Band mit Countrymusik und
nun, 22:30 Uhr etwas moderneres. Klingt aber gut. Mal sehen, wann wir
heute zum Schlafen kommen.