Montag, 28. Juli 2014

25. - 27. Juli 2014

Wir sind noch im Jahresurlaub, daher werden hier nur die Wochenenden aufgeführt. Den ausführlichen Reisebericht könnt ihr hier lesen (Wohnmobil): www.schoeneich-chemnitz.de


Freitag

Kein BimmBamm weckte uns. Es war eine sehr ruhige Nacht und die Temperaturen waren auch erträglich geworden.
Als erstes wollen wir uns heute das Schloss in Landshut ansehen. Wir kaufen die Eintrittskarten für das Schloss, die Orangerie und das Kutschenmuseum. Jeweils mit Audioguide. Und das war auch sinnvoll, so haben wir wenigstens etwas verstanden, denn man konnte deutsch einstellen. Unter den Eigentümern des Schlossen befanden sich auch die Familien Lubomirski und Potocki. Unter der Familie Lubomirski wurde das Schloss in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in eine großartige Residenz mit einem Parkkomplex umgewandelt. Wir empfingen unseren Audioguide, mussten über unsere Schuhe Filzpantoffeln überziehen und dann ging die Besichtigung los. Wunderschöne Räume empfingen uns, größtenteils noch mit originalem Inventar. Die Füßböden mit raffinierten Parkettmustern, die Wände und Vorhänge mit Tapeten und seltene Sammlungsstücke waren zu besichtigen. Originell die Badezimmer mit abgehängter Decke, dadurch entstand obendrauf eine "begehbarer Kleiderschrank". Das aber erst im 19. Jahrhundert eingebaut. Die Erläuterungen des Audioguide waren sehr interessant und kurzweilig gestaltet, so dass wir gar nicht merkten, dass wir fast zwei Stunden im Schloss unterwegs waren.
Die Orangerie beherbergte einen kleinen botanischen Garten mit vielen Pflanzen und allerlei Getier, so dass wir uns lieber noch etwas länger im Park aufhielten. Vor dem Schloss war noch ein Teil eines barocken Gartens vorhanden, der weitläufige Rest war in Gestalt eines englischen Gartens.
Nun kamen wir zur Kutschensammlung, die im ehemaligen Reitstall untergebracht ist. Hier empfingen wir einen anderen Audioguide und bestaunten die vielzähligen Kutschen aus mehreren Jahrhunderten. Damit und mit dem ausgestellten Assesoirs der Reisenden bekamen wir einen guten Eindruck, wie man früher auf Reisen war. Das Gepäck, bestehend aus Kisten, Koffern, Kosmetikkoffern, Hutkoffern, eine zweite Kutsche für das Gepäck und die Bediensteten, das alles war sehr anschaulich dargestellt. Auf kleinen Monitoren konnte man die Kutschen in einer 3D-Animation von allen Seiten betrachten. Für uns natürlich in der Weise interessant, da wir in unseren historischen Rollen ja auch unzählige Reisen unternommen haben. 17 Tage hatte z.B. eine Reise von Landshut nach Paris gedauert.
Im Museumsbistro haben wir gleich noch etwas gegessen, Zurek, die 6.
Auf dem Parkplatz knöpfte uns der Parkplatzwächter noch 15 Zl ab, als wir heute Vormittag ankamen, war er nicht zu sehen. Wir fuhren aber nun gleich weiter, Sandomierz mit seinem Schloss ist unser neues Ziel. Das liegt an der Weichsel. Wir fuhren durch eine schöne Landschaft, begleitet aber auch durch Blitze und starke Regenschauer. Und wieder Baustellen, die nur im Schritttempo zu durchfahren waren. Einen größeren Umweg mussten wir auch nehmen, weil eine Brücke unter der Bahn hindurch nur eine Durchfahrtshöhe von 2,60 m hatte. Und dann haben wir Sandomierz erreicht. Drei Runden haben wir hier gedreht, der Campingplatz liegt direkt an der Hauptverkehrsstrasse und wir haben aber auf der Halbinsel in der Weichsel einen Parkplatz zum Übernachten gefunden. Ein Wohnmobil aus Frankreich steht auch hier. Zu Abend esssen waren wir in der nahegelegenen Karcma, Gulasch und Ulla? Ich frage sie eben, was sie gegessen hat: "Oh, das weiß ich nicht mehr, irgend etwas, was gut geschmeckt hat", ist ihre Antwort.
Jetzt, wo ich das hier schreibe, geht auf dem Parkplatz ordentlich etwas los. Gar nicht weit entfernt ist eine Bar (Disko) und rund um unsere beiden WOMOs versammeln sich die Besucher. Mal sehen, was das für eine Nacht wird. Wir hättens wissen müssen, es ist Freitag.

Sonnabend

Früh in der Nacht, so gegen 2 und 3 Uhr kamen die Discobesucher wieder zurück und stiegen in ihre Autos. Das ging aber ziemlich ruhig vonstatten uns so konnten wir doch noch angenehm bis gegen 9 Uhr schlafen. Der Parkplatzwächter meldete sich auch nicht. Rings um unser WOMO war kein Müll zusehen, alles sauber. Wir haben bei uns in Deutschland da schon ganz andere Dinge erlebt: Pizzakartons, leere Zigarettenschachteln und viele zerbrochene Bierflaschen. Wie gesagt, hier nichts von alledem.
Wir wollen heute morgen noch Sandomierz einen Besuch abstatten und sind ganz überrascht, was für ein schönes kleines Städtchen das ist. Vor dem Rathaus gibt es zu jeder Stunde eine mittelalterliche Wachablösung, die armen Kerle sind bei den heute herrschenden Temperaturen in ihren Harnischen nicht zu beneiden. Wir sehen unter den Arkaden zwei Damen in frühbarocker Robe. Um 12 Uhr werden oben im Rittersaal einige Tänze aus Renaissance und Barock gezeigt. Das müssen wir uns natürlich ansehen. Es waren zwar nur fünf Tänze und auch nur aus der Renaissance, die von einem Paar gezeigt wurden, dafür aber perfekt. Die Schritttechnik beherrschten die Beiden. Wir gaben uns dann auch als Mitglieder von "Barock in Dresden e.V.", also als Insider, zu erkennen und überreichten eine Visitenkarte.
Aus dem kühlen Rittersaal wieder auf die Straße: die Mittagshitze war fast unerträglich. Unser Thermometer am WOMO zeigte auf 31 °C.
Unsere Weiterfahrt führte uns erst entlang der Weichsel wieder stromaufwärts und dann über Landstrassen, über die noch kein WOMO jemals gefahren ist, nach Gawluszowice. Hier ist einer der größten sakralen Holzbauten in Polen. Ein freundlicher junger Kirchendiener ließ uns sogar ins Innere der Kirche und machte extra für uns die Beleuchtung an.
Nun fahren wir weiter Richtung Krakow aber für Heute wollen wir nur bis Zalipie kommen. Das ist ein "Buntes Dorf". Und wir finden es auch! Die Geschichte: Bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts hat man in den Dörfern Südpolens das Essen auf einer Feuerstelle zubereitet, deren Rauch die Wände der Innenräume schwärzte. Die Frauen begannen, diese dunklen Stellen mit Kalk aufzuhellen und später begannen sie, anstelle der Kalkflecken Blumenmotive mit Naturfarben zu malen. So entstand die Volksmalerei und die hier konkurrierenden Frauen beginnen nun auch die Außenwände von Wirtschaftsgebäuden zu bemalen. Heute gibt es dazu einen alljährlich veranstalteten Wettbewerb um die schönste "Bemalte Bauernhütte". Wir besuchen das Museum, das im Gehöft der bekanntesten Malerin Felicia Curylo (1904-1974) eingerichtet ist. Hier finden wir nicht nur die Wandmalereien, sondern auch Papierschmuck, Scherenschnitte (aus Scherenschnitten auch Gardinen!), bemalte Keramiken und Stickereien.
Es ist schon gegen halb sechs und die Hitze ist enorm. So beschließen wir, am hiesigen "Dom Malerek", Haus der Maler, auf dem Parkplatz zu übernachten. Riesige Gewitterwolken bauen sich auf, es rumpelt auch, aber alles war nur Schall und Rauch. Erst nachdem die Sonne untergegangen ist, gibt es etwas Abkühlung.

Sonntag

Vor neun Uhr brausten etliche Autos an unserem WOMO vorbei. Wo wollten die denn hin? Als wir dann gegen 10 Uhr von hier wegfuhren, haben wir es gesehen. Gar nicht weit von uns war die Kirche und davor ein wahrer Pulk von Autos. Zur Messe waren die gefahren. Wir haben das auch noch später gesehen. Viele, viele Autos vor der Kirche und über Lautsprecher die Übertragung der Messe nach Außen.
Unser erstes Ziel ist Nowy Wisnicz. Hier ist ein Schloss, das den Lubomirskis gehört hat und das wollen wir uns ansehen. Unsere Fahrtroute führt über „weiße Straßen“ in unserem Autoatlas und so bummeln wir durch die Landschaft. Immer wieder unsere Bewunderung und Erstaunen über die vielen instandgesetzten oder neu errichteten Anwesen in den Dörfern. Wenn wir wieder einmal hier sind, fertigen wir eine Fotoserie von den verschiedensten Zäunen und Einfriedungen der Anwesen an.
Unser Navi zeigt uns zuverlässig den Weg zum Schloss, allerdings ist das ein Weg, den nur unser Navi kennt. Steil führt er zum Schloss, kurz vor dem Parkplatz drehen die Räder durch. Schlamm – und unser WOMO sieht aus – dank Navi. Alle anderen Besucher kamen von der bequemen Hauptstraße auf den kleinen Parkplatz. Wir hatten eben 400 m abgekürzt.
Das Schloss war nur mit einer Führung zu besichtigen, die ging aber gerade los. Mit einem Beipackzettel in englisch versehen, schlossen wir uns der Führung in polnischer Sprache an.
Trotzdem war es beeindruckend, auch das viele Inventar, dass gewiss einer Restaurierung bedarf, war sehenswert. Es gab auch einen Festsaal von riesigem Ausmaß, hier müsste man mal einen Ball veranstalten.
An den Wänden hingen viele Kopien von Gemälden bedeutendster Maler, wie Rubens und Tizian.
Unter einer Putzschicht wurden auch eine Zeichnungen mit der Darstellung von August dem Starken freigelegt.
In der Gruft war auch der Sarkopharg der Anna Lubimirska. Wir müssen mal sehen, ob sie etwas mit August hatte.
Nun wollen wir uns einen Campingplatz suchen, das ist hier ohne Internet gar nicht so leicht. In unserem neu gekauften Autoatlas ist einer in Myslenice verzeichnet. Das liegt an der Raba. Wir sehen aber dort keinen Hinweis auf einen Campingplatz. Dazu muss man aber auch sagen, dass die Orientierung und Suche nach einem Hinweis durch unzählige Reklameplakate an den Straßenrändern erheblich erschwert wird. Was nützt mir eine z. B. Der Hinweis auf eine Firma für Baufahrzeuge, die 40 km entfernt ist, wenn ich hier etwas suche?
An einer Tankstelle versuchte Ulla etwas zu erfahren. Die freundliche Angestellte versuchte nun alles mögliche, ihr etwas zu erklären. Ergebnis: Wer weiß, ob es den jetzt noch gibt und eine Skizze, wie wir zu fahren hätten, um dort mal nachzuschauen. Auf unserem uralten Campingführer von 1970 war er eingezeichnet und so gaben wir die Adresse ins Navi ein. Dabei stellte ich fest, dass mein Touchpen fehlte. Den hatte Ulla mitgenommen und die Skizze war auch noch mit diesem gemacht worden. Nun ist er in der Tankstelle. „Ich geh nicht noch mal dorthin...“ Und somit war ich ihn los.
Wir suchten dennoch den Platz auf. Den Platz gab es nicht mehr, dafür war hier so etwas wie ein Naherholungszentrum errichtet worden. Baden im Fluss, Rummel auf der Straße, am Sonntag und 30 °C im Schatten. Wieder ein Wendemanöver unsererseits und Flucht. Hätten wir dort aber einen Parkplatz bekommen, das hätten wir uns gern einmal angesehen.
Nun fahren wir nach Wieliczka. Wer den Anfang unseres Berichtes gelesen hat, weiß, hier waren wir schon mal. Das ist südlich von Krakau und hier sind die Salzminen zu besichtigen. Wir steuern den Ort aber an, weil wir voriges Wochenende hier gut übernachten konnten, auch die Toilettenentsorgung war kein Problem. Wir kurvten auf den Parkplatz: Sperrscheibe und vor uns auf dem Platz eine große Bühne aufgebaut, ringsum Buden. Es blieb uns jetzt nur noch die Möglichkeit, auf einen benachbarten Platz auszuweichen. Auch hier können wir über Nacht stehen, der zum Festplatz umfunktionierte Parkplatz ist nicht weit davon, dazwischen ist aber noch ein Rummel mit zig Fahrgeschäften aufgebaut.
Nach der ganzen Fahrerei und dass wir nun nach einigen Schwierigkeiten endlich einen Platz für heute gefunden haben, genehmigen wir uns erst mal ein Bier. Plötzlich werden wir durchgeschüttelt, ein Auto hatte beim Rückwärts ausparken unser WOMO frontal gerammt. Der Fahrer, so Mitte 30, war vollkommen aufgelöst. Sorry, sorry, stammelte er. Ich versuchte ihn zu beruhigen und wir besichtigten die Schäden an unseren Fahrzeugen. Und entdeckten: Keine!
Die Stoßstangen haben zu recht ihre Bezeichnung. Auch kein Kratzer war zu entdecken. Wir notierten trotzdem seine Daten und dann war es für uns OK.
Darauf einen... Nein, wir zogen uns an und gingen auch auf das Fest. Hier drehten wir eine Runde und schauten einer Volkstanzgruppe zu. Und waren von ihren Darbietungen begeistert, denn wir wissen inzwischen einzuschätzen, wie viel Training und Fleiß und auch Kondition dahinter steckt.
An einem Stand, der um Unterstützung von an Leukämie erkrankten Kinder um Unterstützung warb eindeckte ich einen Touchpen und gegen eine kleine Spende hatte ich wieder einen.
Nun gingen wir Essen. Wir wollten wieder in das Restaurant gehen, in dem wir schon vor einer Woche gut gesessen und gegessen haben. Auf dem Weg dorthin sahen wir den Eingang zum Schlosshof. Hierin fand gerade ein Konzert mit Musik von Strauß und Co. Statt. Ich wollte eben das Programm auf der Tafel näher studieren, eine Windböe warf sie mir an den Kopf. Nichts passiert, aber ich wurde sofort eingeladen, die Veranstaltung ohne Billett weiter zu verfolgen.
Doch mein Hunger war stärker. Im Garten des Restaurants fanden wir einen schönen Tisch, konnten die vorbei pilgernden Leute betrachten und das Essen war auch gut.
Wieder am WOMO angelangt war der Rummel noch in vollem Gange. Wir können auch gut die Musik von der großen Bühne hören. Eben eine Band mit Countrymusik und nun, 22:30 Uhr etwas moderneres. Klingt aber gut. Mal sehen, wann wir heute zum Schlafen kommen.