Montag, 23. Oktober 2017

Rund 25 km von unseren zu Hause entfernt: Bad Schlema




In Bad Schlema gab es nach der Wende außer Thalheim das einzige Thermalbad, welches von Chemnitz aus gut erreichbar war. Ulla war mit ihrer "Runninggruppe" hier ein paarmal baden. Ich war noch nie in Bad Schlema. Vor der Wende gab es dort ja auch nichts, außer Halden und von der Wismut abgesperrtes Gebiet.
Wie sieht es dort heute aus?
Freitagnachmittag machten wir uns mit dem Womo dorthin auf die Reise. Die Route führt durch Lößnitz, ein kleiner Ort kurz vor Aue. Wir machten mal kurz Halt. Das haben wir noch nie gemacht, sind jedoch schon unzählige Male durch Lößnitz gefahren. Hier gab es ja sogar einmal Bären, richtig lebendige! 

1940/41 wurden zwei junge Bären angesiedelt: "Knurzel und Purzel",
leider krankheitswegen nur für kurze Zeit

Das Wasserrad der alten Stadtmühle

Es gibt auch einen ausgeschilderten historischen Stadtrundgang. Der Ratskeller ist fest in italienischer Hand, heute Nachmittag geschlossen: Siesta. Aber es gibt noch einen richtigen Bäcker. Gleich neben dem kleinen Bäckerladen die Backstube. Handgemachte Semmeln, Brot und frischer Kuchen. Ein Stück Stollenkuchen nahmen wir auch noch mit. Beim Hinausgehen entdeckten wir auch noch Reformationsbrötchen. Zu spät.
An der Veilchenspielwiese, dem Stadion von FCE Aue vorbei erreichen wir bald Schlema. Wo stellen wir uns denn mit dem Womo hin, wir wollen ja auch übernachten. Einen geeigneten Parkplatz finden wir gar nicht weit vom Kurzentrum.  Koordinaten: 50°36'04.4"N 12°40'03.9"E
Das Wetter ist noch schön, ein schöner Herbsttag. Wir erreichen vom Parkplatz in 5 Minuten das Kurzentrum mit dem Thermalbad "ACTINON". 


Die Geschäfte an der Kurpromenade haben geöffnet, dank Ulla kamen wir nur langsam vorwärts. Im Kurpark sahen wir das riesige Sonnensegel, das heutige Wahrzeichen des Radonheilbades. Im Park gibt es schöne Orte zum Verweilen. Ab und an trifft man auf einen großen Stein mit einer Tafel, z.B. Schacht und eine Nummer. Auch eine große Gedenktafel mit dem Abbild des ehemaligen alten Kurhauses sehen wir. Die untergehende Sonne begleitet uns zum Womo.



Sonnabend, 21. Oktober 2017

Heute wollen wir Vieles über Bad Schlema erfahren, über die Geschichte des Ortes, über den Uranbergbau.
Der Anlaufpunkt ist das Kulturhaus "Aktivist", das auch das Uranerzbergbaumuseum beherbergt. Da das Wetter noch schön ist, erst heut Nachmittag soll es regnen, verzichten wir auf einen Besuch des Museums. Wir holen uns dort einen Flyer mit der Route des Berbaulehrpfades rund um Bad Schlema, nutzen das schöne Wetter und wandern diesen Pfad entlang. Das Museum nehmen wir uns vielleicht morgen vor. 


Gleich hinter dem Museum beginnt der Lehrpfad. Zuerst lernen wir, dass in den Worten Bergstraße, Bergbau das Wort Berg steckt. Also geht es steil bergan, bergauf, dingenauf. Oben, fast an der B169, befand sich die Zeche 50. Hier wurde der Versand der Erze in die ehemalige Sowjetunion vorbereitet. Heute sieht man außer einer Infotafel davon nichts mehr. Dabei wurde die Zeche erst 1992 geschlossen.

Nach 25 Jahren sieht man nichts mehr von der Zeche 50

Bergab, dingenei, laufen wir den Kohlweg. Ein Mahnmahl errinnnert hier an 83 ermordete KZ-Häftlinge. 


Und dann stehen wir auf der Restfläche der ehemaligen Halde 250, mitten in einem Wohngebiet. Ein Ehrenhain erinnert an die 1955 beim Grubenunglück ums Leben gekommenen Bergleute.

Auf der anderen Seite des Ortes geht es hinauf zur alten Halde 38. Weiter auf dem Lehrpfad wandern wir zur Hammerberghalde. Endlich ist am Wegesrand eine Bank. Allerdings im Schatten. Da Ulla endlich etwas essen und trinken möchte, machen wir eben hier Rast. Im Schatten. Frisch gestärkt gehen wir weiter, Nach ca. 100m finden wir noch eine Bank, in der Sonne! Allerdings mit kaputter Lehne. Nach weiteren 100m wieder eine Bank, Sonne, ganze Lehne, wunderbare Aussicht. 100m weiter: wieder eine Bank. Sonne, ganze Lehne, noch schönere Aussicht auf den Kurort. Hätte ich doch etwas Widerstandskraft bei der ersten Bank gehabt. Auf einem alten Foto sieht man Schlema, das einmal als "Tal des Todes" galt, umgeben von Abraumhalden und Schächten der Wismut. Heran bis an die Wohnhäuser. 
Früher...

...Heute

Es ist fast nicht zu fassen, was seit 25 Jahren mit dieser Landschaft geschehen ist. Der Lehrpfad führt nun entlang der Hammerberghalde bis zu einem wunderschönen Ausblick. Man nennt ihn "Biedenkopfblick". Man blickt auf den sanierten Kurpark der Gemeinde, der 1989 mit der Halde 250 aufgefüllt wurde.

Von der Halde hinunter gehen wir noch einmal durch den Kurpark und erreichen nach kurzer Zeit unser Womo. Nach dieser Begehung des Lehrpfades ist es für uns nun ein Muss morgen das Uranbergbaumuseum zu besuchen.
Nach einer Stunde "Ausruhen" im Womo ist es heute noch Zeit, uns etwas Gutes zu tun. Wir gehen ins Gesundheitsbad. Die Tagesgäste sind weg, die Kurgäste sitzen beim Abendbrot und so ist es im Bad sehr ruhig bei wenig Badebetrieb. Noch eine Bemerkung am Rande: Am Rande des Badebeckens stand eine Personenwaage. Ich war neugierig, ob Radioaktivität eine Einwirkung auf die Gravitation hat. 89 Kilo zeigte der Zeiger an. Ich tröstete mich: Ich hatte ja noch die Brille auf und eine mit Wasser vollgesogene Badehose an.

Sonntag, 22. Oktober 2017

In der Nacht hatte es ganz schön heftig geregnet. Daher hatte Ulla auch kein Holz vor der Hütten gesägt. Ich hatte aber trotzdem mit Ohrstöpsel geschlafen.
Das Regengebiet hat sich verzogen, die Sonne kam hinter den Wolken hervor.
Nach dem Frühstück fuhren wir hoch zum Kulturhaus „Aktivist“ und besuchten das Uranbergbaumuseum. Einiges über die Wismut war uns ja bekannt. Bei uns um die Ecke in Zwickau wohnte eine „Wismuterin“. Ein Mannweib mit ordentlichem Mundwerk, gefeiert wurde bei ihr auch ordentlich. Da war ja früher auch genug Geld da. Wie schwer dieses aber erarbeitet wurde, über die Arbeitsbedingungen damals im Uranbergbau, welche gesundheitlichen Gefahren man sich aussetzte, darüber erfährt man vieles im Museum.
Die Geschichte des Radiumbades Oberschlema wird gezeigt, des „stärksten Radiumbades der Welt“ bis hin zur Gegenwart, der Sanierung der Landschaft und die Entwicklung zum neuen Kurbad.
Das Alles wurde nach 1947 alles dem Uranerzabbau geopfert -
Heutebefindet sich hier der Kurpark mit dem Sonnensegel.

Das sagt Alles über die Bedeutung des Kurbades.
Wie lange dauert heute so eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln?
Nach zwei  interessanten Stunden im Museum kehrten wir noch zum Mittagessen in den“ Füllort“ ein. Eine rustikale Gaststätte im Kulturhaus. Und hier wurden wir wirklich gefüllt: Große Portionen. Rostbrätl ist hier wahrscheinlich die Mehrzahlform, es waren zwei Stück auf dem Teller. Und die Rinderzunge war ebenfalls eine reichliche Portion.


Nun aber nach Hause. Einen Abstecher nach Schneeberg machten wir aber noch. Nicht weit vom Stadtzentrum hat die Stadt einen Womostellplatz eingerichtet, auch mit VE.
50°36'04.0"N 12°38'30.5"E
Die Entsorgungsstation nutzen wir und unternehmen noch einen kleinen Stadtbummel. Der führt uns über den langgezogenen  menschenleeren Markt bis hinauf zur St. Wolfgangskirche, die imposant über der Stadt thront. 




An diesem Haus ist eine verwitterte Gedenktafel angebracht:

An einer Drogerie lesen wir an einer Tafel, was es alles so für Dinge in einer Drogerie gibt. Ein „Auswärtscher“ braucht dazu aber bestimmt bei manchen Dingen die Übersetzung eines „Einheimschen“.
Zum Lesen muss man natürlich mal aufs Bild klicken.